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Bagger fährt über Mülldeponie
Foto: © Perytskyy | Adobe Stock

Nachhaltigkeit bei Verpackungen: Ein Begriff mit mehreren Definitionen

  • 01.09.2022
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 5 Min.

Verpackungen sind täglich millionenfach im Umlauf. Gerade deshalb bekommt Nachhaltigkeit jedoch einen enormen Stellenwert. Lesen Sie jetzt, auf wie vielfältige Art sich Nachhaltigkeit hierbei darstellen kann.

Jegliche Form von Versand- und Produktverpackung hat drei Aufgaben: Sie soll das Produkt vor zahlreichen Einwirkungen schützen, sie soll mehrere Bestandteile verlustfrei zusammenhalten und dazu mitunter eine positive optische Wirkung entfalten – wahlweise durch die Gestaltung ihres Äußeren und/oder eine Präsentation des Produkts.

In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass allein in Deutschland im Jahr 2020 etwa 6,5 Millionen Tonnen Verpackungsmüll auftraten, bekommt Nachhaltigkeit einen gigantischen Stellenwert. Dahinter verbirgt sich eine simple Gleichung: Je einfacher eine Verpackung zu recyceln ist, je länger sie einsetzbar bleibt und/oder je besser sie sich alternativ verwenden lässt, desto besser. Dabei kennt Nachhaltigkeit jedoch viele Darstellungsformen – die nicht unbedingt miteinander in Einklang sein müssen. Lesen Sie jetzt, was nachhaltige Verpackungen wirklich ausmacht.

Verpackung und Material sind recycelbar

Viele, wenngleich nicht alle, Verpackungen haben ihren Zweck erfüllt, sobald der Nutzer die darin verpackte Ware entnommen hat. Hierbei sind Schmiermittelfässer, Versandkartons und Nudeltüten vollkommen gleich.

Das bedeutet jedoch: Eine solche Verpackung wird danach im Müll landen. Wie es dann weitergeht, wird durch den Grad der Nachhaltigkeit definiert. Eine wirklich nachhaltige Verpackung lässt sich sortenrein trennen und dadurch möglichst häufig zu neuen Verpackungen oder anderen Produkten umgestalten. Maßgeblich hierfür ist das verwendete Material. Die dabei besten Optionen sind:

  • Glas,
  • Metall,
  • Papier und Kartonagen sowie
  •  transparente (d. h. nicht eingefärbte) Kunststoffe, insbesondere PET.

Dabei haben Kunststoffe allerdings generell das Nachsehen. Sie sind nach dem Recycling oftmals nur noch für limitierte Neuverwendungen freigegeben.

Deutlich besser sind in dieser Beziehung die drei anderen Materialien, wenngleich Metall (insbesondere Eisenmetall) sowie Glas das Optimum darstellt. Beide Materialien können durch Einschmelzen praktisch unbegrenzt häufig ohne Qualitätsverluste recycelt werden.

Die Verpackung ist mehrwegfähig

Pfandpaletten sind wohl eines der besten Beispiele dafür, wie nachhaltig eine Verpackung sein kann. Viele bestehen aus weitgehend unbehandeltem Holz. Außerdem sind sie durch das Pfandsystem grundsätzlich auf eine mehrfache Benutzung ausgelegt und durch ihre generell robuste Konstruktion dafür technisch optimiert.

Allerdings gibt es viele andere Verpackungen, die ebenfalls eine sehr gute Mehrwegfähigkeit in Anspruch nehmen können. Das sind etwa

  • Kunststoffdosen, die sich danach noch jahrelang im Haushalt verwenden lassen;
  • Transportkartons, die zu Hockern und ähnlichen Pappmöbeln umgestaltet werden können;
  • Lebensmittelgläser, die sich mangels Gewinde nach Entleerung als Windlichter oder Getränkegläser nutzen lassen und nicht zuletzt
  • Getränkeflaschen, die nach gründlicher Reinigung wieder neu befüllt werden können.

Doch gerade dann, wenn eine Mehrwegfähigkeit angestrebt ist, muss eine besonders sorgfältige transportsichere Verpackung erfolgen. Hierzu gibt es viele Punkte zu beachten. Sie umfassen ein passendes Material ebenso wie eine hinreichende Polsterung und nicht zuletzt Nässeschutz und andere Positionen.

Wird nur einer davon nicht korrekt angesprochen, kann die Mehrwegverpackung unterwegs beschädigt werden – und wird somit eine mitunter schlecht zu recycelnde Einwegverpackung.

© industrieblick | Adobe Stock

Die Verpackung ist kompostier- oder wenigstens biologisch abbaubar

Es ist mitunter nicht immer möglich – oder zweckmäßig – Verpackungen recycling- oder mehrwegfähig zu machen. Dann aber sollte versucht werden, sie durch eine geschickte Materialwahl möglichst rasch, simpel und vollständig kompostierbar zu machen – unter den Bedingungen einer industriellen Kompostherstellung; nicht einer natürlichen Kompostierung. Das heißt:

  • Das Grundmaterial muss sowieso aus der Natur stammen. Prinzipiell beschränkt sich die Auswahl daher auf Reinholz sowie Pflanzenfasermaterialien, etwa Papier und Pappe. Neuerdings kommen einige Biokunststoffe hinzu.
  • Die Verpackung muss entweder vollständig aus solchen kompostierbaren Materialien bestehen oder nicht kompostierbare Zusätze (etwa Klebebänder) müssen sich problemlos abtrennen lassen. Hier spielen ferner die verwendeten Druckfarben und etwaige Klebstoffe eine wichtige Rolle.
  • Die Materialstärke muss so gering gewählt werden, dass sie innerhalb der recht kurzen Zeiträume industrieller Kompostierung verrottet.

Zusammengefasst werden die diesbezüglichen und weiteren Vorgaben in der EN 13432. Genügt eine Verpackung diesen Anforderungen nicht, kann aber dennoch in der Natur vollständig abgebaut werden, so spricht man von einer biologisch abbaubaren Verpackung.

Herstellung und Recycling verursachen möglichst geringe CO2-Emissionen

Eine nachhaltige Verpackung muss nicht unbedingt sämtliche Definitionen dieses Begriffs erfüllen, das war bereits im Eingangstext zu lesen. Speziell, was die CO2-Emissionen bei der Herstellung und dem Recycling anbelangt, gilt dies.

Erneut seien hier mehrwegfähige Verpackungen aus Glas und Metall genannt. Sie sind zweifelsohne nachhaltig aufgrund der Mehrwegfähigkeit und der Möglichkeit, sie sehr häufig zu recyceln. In Sachen CO2 allerdings belegen sie die hinteren Ränge:

Beide benötigen viel Hitze und somit Energie zum Einschmelzen. Bei Stählen (etwa für Bleche) kommt zudem (derzeit noch) die Notwendigkeit zum Einsatz von Koks hinzu, um unerwünschte Gase aus der Schmelze zu entfernen – dabei werden extreme Mengen Kohlenstoffdioxid emittiert. Zwar gibt es Ansätze für alternative Herstellungsverfahren. Diese sind jedoch noch einige Jahre von der Serienreife entfernt.

Allerdings gibt es ebenso andere Ansätze. Verpackungsmaterialien, die sich durch niedrige Emissionen von CO2 auszeichnen und idealerweise wenig Energie benötigen. Hier bieten sich oftmals schon durch eine modernisierte Produktion zahlreiche Möglichkeiten, ohne am Verpackungsmaterial selbst etwas zu verändern.

© Евгений Панов | Adobe Stock

Die Verpackung geht den Weg des Downgauging

Man könnte eine Getränkedose aus 0,05 Millimeter starkem Stahlblech herstellen. Ebenso könnte jedoch lediglich 0,025 Millimeter starkes Blech gewählt werden, wodurch mit derselben Materialmenge zwei Dosen gefertigt werden könnten.

Wer diesen Gedankengang nachvollziehen kann, der versteht, worum es beim Downgauging geht. Die Materialmenge wird dabei so weit reduziert, wie es für die Verwendung der Verpackung erträglich ist; gegebenenfalls durch alternative Maßnahmen der Stabilisierung ergänzt, etwa Sicken.

Naturgemäß existiert hier ein schmaler Grat zwischen praxistauglichem Vorgehen und einer Form von Nachhaltigkeit, die zulasten der Grundaufgaben einer Verpackung geht. Geschieht das Downgauging jedoch sorgfältig, kann es bei jedem nur denkbaren Verpackungsmaterial die Herstellungskosten senken; ist somit ein doppelter Gewinn.

Fazit: Nachhaltigkeit ist ungleich Nachhaltigkeit

Eine Verpackung soll das Klima, die Natur und die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Das ist die Quintessenz aller Nachhaltigkeitsbestrebungen. Wie dies erzielt werden kann, dafür existieren jedoch verschiedene Wege. Manche Formen der Nachhaltigkeit schließen einander aus. Da es aber unterschiedliche Herangehensweisen gibt, ist es mittlerweile bei fast jeder Art von Verpackung möglich, sie nachhaltiger zu machen – nicht zuletzt für den Planeten zählt sowieso nur das Endergebnis.