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Psychische Entlastung am Arbeitsplatz: Wie Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter fördern

  • 16.02.2022
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 7 Min.

Der Druck auf Unternehmen wird im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung immer größer. Entsprechend stressig ist der Arbeitsalltag für Tausende von Beschäftigten jeden Tag. Umso wichtiger ist es, dass Arbeitgeber Ihre Mitarbeiter vor psychischen Belastungen schützen und folglich für psychische Entlastung am Arbeitsplatz sorgen. Denn Stress und psychischer Druck bei der Arbeit sind auf Dauer gesundheitsgefährdend und langfristig eine gesamtgesellschaftliche Belastung. Damit Ihre Mitarbeiter trotz Arbeitsbelastung gesund und leistungsfähig bleiben, müssen Sie daher bestimmte Entlastungsmaßnahmen treffen und im Betrieb integrieren.

Was ist die Ursache von psychischen Belastungen?

Die Ursache für psychische Belastung ist häufig Stress. Dieser ist zunächst nur eine ganz natürliche Reaktion unseres Körpers auf körperliche und psychische Belastungen, die oft durch die tägliche Arbeit hervorgerufen werden. Stress soll eigentlich dabei helfen, die Belastungssituation zu ertragen.

Wie entsteht Stress?

Wenn unser Gehirn Situationen oder andere Menschen als Stress bewertet, folgt eine körperliche Reaktion. Es werden Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese Hormone werden auch „Stresshormone“ genannt. Der Körper reagiert auf diese Ausschüttung mit einer höheren Herzfrequenz, einem höheren Blutdruck, einer angespannten Muskulatur und einer höheren Atemfrequenz. Stress ist somit erst einmal nichts weiter als eine körperliche Reaktion zur Bewältigung einer bestimmten Situation. Verlassen wir eine stressige Situation, reguliert der Körper die Ausschüttung von Stresshormonen in der Regel wieder herunter.

Was ist der Unterschied zwischen positivem und negativem Stress?

Stress ist nicht immer schlecht. Der sogenannte Eustress, also positiver Stress kann uns zu Höchstleistungen treiben und dazu führen, dass wir Herausforderungen erfolgreich meistern. Lediglich anhaltender Stress, der uns langfristig überfordert und nicht ausgeglichen werden kann, kann sich negativ auswirken und eine starke psychische Belastung hervorrufen.

Gefährlich ist Stress also für Menschen, wenn diese Belastung chronisch wird und der Körper keine Möglichkeit mehr hat, die Ausschüttung von Stresshormonen zu regulieren. Dies erfolgt nicht selten am Arbeitsplatz. Denn sowohl eine zu hohe Arbeitsverdichtung und scheinbar unerreichbare Zielvorgaben seitens des Vorgesetzten als auch Tätigkeiten, die den Angestellten im Arbeitsalltag unterfordern, können zu chronischem Stress und somit zu anhaltenden psychischen Belastungen führen. In diesem Fall erhöht sich z.B. die Wahrscheinlichkeit der Beschäftigten, ein Burnout zu bekommen.

Was sind die Folgen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz?

Wenn Stress sich chronifiziert, ist der Körper in dauerhafter Alarmbereitschaft. Betroffene können langfristig körperliche und seelische Schäden davontragen. Häufig entsteht durch chronischen Stress ein Teufelskreis aus psychischen und körperlichen Krankheiten.

Durch psychische Belastung steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem erhöht sich das Herzinfarktrisiko sowie das Risiko von Schlaganfällen. Stress kann darüber hinaus zu Schlafmangel führen.

Stressbedingte psychische Erkrankungen beginnen meist schleichend. Beschwerden wie Schlafstörungen, innere Anspannung, Gereiztheit oder Konzentrationsschwierigkeiten sind häufig erste Anzeichen für eine starke psychische Belastung. Ändern Betroffene nichts an ihrem Lebensstil oder können sie den Stress nicht reduzieren, sind Angsterkrankungen, Depressionen, aber auch Zwänge mögliche ernsthafte psychische Folgeerkrankungen. Die Folge für Sie als Arbeitgeber: Hohe Fehlzeiten, Personalausfälle und somit eine Leistungsminderung Ihres gesamten Unternehmens.

Aus diesem Grund ist die psychische Entlastung aller Angestellten am Arbeitsplatz ein zentrale Aufgabe des betrieblichen Gesundheitsmanagements und somit für jeden Arbeitgeber von großer Bedeutung.

Was bedeutet psychische Entlastung?

Psychische Entlastung kann im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements erfolgen und zum Beispiel der Prävention dienen, um psychische Belastungszustände und Beschwerden sowie Gefährdungen oder weitere gesundheitliche Probleme zu verringern. Die Verantwortung dafür trägt der Arbeitgeber selbst.

Welche gesetzlichen Vorgaben zur psychischen Entlastung am Arbeitsplatz gibt es?

Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, für die Gesundheit ihrer Angestellten zu sorgen. Zentrale gesetzliche Grundlage ist das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Dieses legt Rechte und Pflichten von Beschäftigten und Arbeitgebern für ein betriebliches Gesundheitsmanagement fest. Arbeitgeber müssen nach dem ArbSchG Gefährdungsbeurteilungen durchführen und ermitteln, welche Gesundheitsgefahren und Gefährdungen am Arbeitsplatz für die jeweiligen Beschäftigten bestehen und wie diese behoben werden können.

Im konkreten Fall wird das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) durch eine Reihe von verschiedenen Verordnungen ergänzt, um die Arbeitssicherheit für Angestellte zu wahren sowie deren Gesundheit am Arbeitsplatz zu schützen. Dazu gehört unter anderem ebenfalls die DGUV Vorschrift 2. Die DGUV behandelt darin ebenfalls die Gefährdungsbeurteilung von psychischen Belastungen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu wahren und gleichzeitig zu fördern.

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Um für psychische Entlastung der Beschäftigten zu sorgen, spielen neben dem ArbSchG sowie der DGUV auch das Arbeitszeitgesetz sowie das Sozialgesetzbuch eine wichtige Rolle. Im Arbeitszeitgesetz wird z.B. festgelegt, wie viele Stunden ein Arbeitnehmer arbeiten darf, wann der Angestellte Pausen machen muss und wie viel freie Zeit zwischen Nachtschichten liegen darf. Das Arbeitszeitgesetz kann demnach die Arbeitsbelastung senken und somit auch die Fehlzeiten Ihrer Angestellten im Betrieb.

Arbeitgeberpflichten bei psychischen Belastungen

Für Arbeitgeber gilt dabei immer: Sie haben gegenüber ihren Beschäftigten eine Fürsorgepflicht. Entsprechend muss jeder Arbeitgeber die Verantwortung dafür übernehmen, im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung und bedingt durch den Arbeitsschutz für psychische Entlastung sorgen, wenn sie feststellen, dass Mitarbeiter am Arbeitsplatz unter psychischem Druck leiden.

Psychische Entlastung ist z.B. durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen dann möglich, wenn die Regelungen zur Arbeitszeit überwacht werden und sich so die Faktoren Zeitdruck und Stress minimiert lassen.

Wie lässt sich psychische Entlastung am Arbeitsplatz umsetzen?

Psychische Entlastung kann in Unternehmen auf ganz unterschiedliche Weisen erreicht werden. Typischerweise werden entsprechende Maßnahmen, Anforderungen und Aufgaben mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement zur gezielten Prävention von psychischen Belastungen bei der Arbeit etabliert.

Wie können Führungskräfte die psychische Entlastung unterstützen?

Führungskräfte übernehmen bei der psychischen Entlastung eine Vorbildfunktion. Sie initiieren Weiterbildungsmaßnahmen und unterstützen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Arbeit bei Maßnahmen zur Förderung der eigenen Gesundheit. Hierbei spielt auch die unternehmensinterne Kommunikation eine große Rolle. Arbeitgeber sollten offen kommunizieren, dass anhaltende psychische Belastungen gemeinsam angegangen und Schritt für Schritt beseitigt werden sollten. Denn letztendlich ist die psychische Entlastung aller Beschäftigten bei der Arbeit ein gemeinsames Ziel von Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Mit welchen Arbeitsbedingungen können Sie Ihre Mitarbeiter psychisch entlasten?

Psychische Entlastung beginnt außerdem bereits bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes. Neben der Büroeinrichtung spielen auch Belüftungskonzepte und die Belegung eine wichtige Rolle, um die psychische Belastung zu reduzieren. Hierbei kommt vor allem den innerbetrieblichen Arbeitsbedingungen eine große Bedeutung zu. Denn diese stehen im direkten Zusammenhang mit der Gesundheit der Angestellten.

Hierbei gibt es einerseits Arbeitsbedingungen, die vertraglich fixiert sind. Dazu gehören unter anderem das Gehalt, die Arbeitszeiten, der Urlaubsanspruch, der Arbeitsort sowie die Überstundenregelung und die Kündigung. Während Faktoren wie die Urlaubs- und Arbeitszeit sowie die Überstunden einen direkten Einfluss auf die psychische Entlastung der Angestellten haben, vermitteln Arbeitsbedingungen wie ein festgelegtes Gehalt sowie der allgemeine Kündigungsschutz dem Beschäftigten ein Gefühl von Sicherheit. Ohne dieses würde die Unsicherheit eines jedes Angestellten zunehmen, wodurch ebenfalls die psychische Belastung ansteigt.

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Andererseits gibt es jedoch auch Arbeitsbedingungen, die zwar nicht im Arbeitsvertrag festgeschrieben sind, aber nichtsdestotrotz die psychische Entlastung der Beschäftigten beeinflussen. Dazu zählt vor allem das Arbeitsklima - und zwar sowohl unter den Kollegen als auch zwischen dem Vorgesetzten und den Angestellten. In diesem Zusammenhang ist vor allem eine gute Interaktionsarbeit wichtig. Unter Interaktionsarbeit versteht man dabei jede soziale Interaktion, die sich auf die Arbeit bezieht. Erfüllt die Zusammenarbeit die Anforderungen und Erwartungen der Kollegen hinsichtlich Transparenz, Verständnis und Aufmerksamkeit nicht, verschlechtert sich nicht nur das Arbeitsklima, sondern auch die psychische Belastung steigt. Demnach kann ein gutes Betriebsklima mit einer offenen und transparenten Kommunikation sowie einer angenehmen Stimmung und gegenseitiger Unterstützung zur psychischen Entlastung der Beschäftigten beitragen.

Doch gute Vorsätze bei Stress reichen oft nicht aus. Stattdessen bedarf es grundlegender Maßnahmen, um psychische Entlastung zu erreichen. Dazu gehört unter anderem die Einhaltung der Vorschriften zur Arbeitszeit wie zum Beispiel die Pausenregelungen. Doch auch andere kreative Maßnahmen während der Arbeit können dabei helfen, Mitarbeiter psychisch zu entlasten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Bürohund?

Fazit: Wieso profitieren Unternehmen von psychischer Entlastung?

Wenn Beschäftigte am Arbeitsplatz psychisch entlastet werden, profitieren nicht nur sie davon, sondern auch das Unternehmen. Wie eine DAK-Studie 2019 gezeigt hat, nehmen Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen immer weiter zu. In der Folge müssen Unternehmen ausfallende Mitarbeiter ersetzen oder viele Projekte können nur mit Verzögerung realisiert werden. Der volkswirtschaftliche Schaden aufgrund von Erkrankungen durch psychische Belastung am Arbeitsplatz ist folglich enorm. Deshalb sollte jedes Unternehmen zusätzlich daran interessiert sein, unabhängig von gesetzlichen Vorgaben des Arbeitsschutzes psychische Gefährdungen und andere Faktoren, die zu anhaltenden psychischen Belastungen führen können, zu ermitteln und zu beseitigen. Denn nur so können Arbeitgeber für eine dauerhafte psychische Entlastung aller Mitarbeiter sorgen.

Das Ergebnis von psychischer Entlastung: Gesunde Mitarbeiter, die belastbarer, leistungsfähiger und produktiver sind! Betriebliches Gesundheitsmanagement und psychische Entlastung werden dadurch zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil. Unternehmen können durch eine Verbesserung von Arbeitsumfeld. Arbeitsplatz, der Arbeitsdichte sowie des Arbeitsablaufes aktiv Belastungsfaktoren reduzieren und somit die Produktivität, Motivation, Flexibilität und Innovationskraft der Mitarbeiter stärken. Gleichzeitig reduzieren sich Fehlzeiten von Beschäftigten auf ein Minimum.

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