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Foto: © Tobias Seeliger | Adobe Stock

Die wichtigsten Normen und Vorschriften zu Rettungsdienstkleidung, Krankenkraftwagen und Funktionen im Rettungswesen

  • 04.04.2023
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 4 Min.

In den letzten Jahren sind im Bereich des Rettungswesens einige für Europa und Deutschland geltende Normen überarbeitet worden und neu erschienen. Dieser Artikel erklärt aktuelle Normen für Kleidung und Fahrzeuge im Rettungsdienst.

Die für Deutschland gültige Norm für das Rettungswesen (DIN 13500) wurde kürzlich inhaltlich auf einen neuen Stand gebracht. Eine solche Norm stellt einen einheitlichen Begriffsgebrauch sicher und verhindert Missverständnisse oder Doppelbelegungen von Begriffen. Eine Normierung ist insbesondere dann notwendig, wenn Rettungskräfte miteinander agieren oder bereichsübergreifend tätig sind.

Rettungsdienstkleidung

© Beeki | Pixabay

Die Kleidung von Rettungskräften ist europäisch genormt.

Eine spezielle Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist von großer Bedeutung, da Rettungspersonal besonderen Gefahren ausgesetzt ist, vor denen es geschützt werden muss. Außerdem spielt eine hochwertige Qualität eine große Rolle, da die Rettungsdienstkleidung oft starken Belastungen und extremen Witterungen standhalten muss.

Welche Normen gibt es bei der Rettungsdienstkleidung?

Wie in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens bestehen auch bei der Rettungsdienstkleidung verschiedene Normen, die bei ihren Trägern für Sicherheit sorgen. Folgende sind die wichtigsten:

  • EN 12374-4: Anforderungen an die Feuerfestigkeit
  • EN 14058: Anforderungen an den Kälteschutz
  • DIN EN 343 Anforderungen an den Wetterschutz
  • DIN EN ISO 20471: Anforderungen an den Warnschutz
  • EN ISO 15797: Notwendigkeit von Desinfektionswaschverfahren

Genauere Informationen sind auf der Website der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DUV) nachzulesen.

Welche Materialien werden für Rettungskleidung verwendet?

Die Jacken, die im Rettungswesen getragen werden, bestehen aus dem äußerst strapazierfähigen Stoff Trevira ClaSsixx. Hierbei handelt es sich um einen Polyesterstoff, der ebenfalls sehr form- und farbstabil ist. Obwohl die Rettungsjacken aus drei Lagen bestehen, sind sie dennoch leicht und atmungsaktiv, was den Rettungskräften ihre Arbeit deutlich erleichtert. Die Mitarbeiter sind nicht nur optimal geschützt, sondern genießen auch eine gute Bewegungsfreiheit. Das Innenfutter der Rettungsjacken besteht aus dem Stoff TEX PTFE der hochwertigen Marke GORE. Damit sind ein ausgezeichneter Tragekomfort sowie eine ideale Atmungsaktivität und Wasserdichte gesichert,

Rettungsdiensthosen sind ebenfalls aus einem Material von Trevia ClaSsixx gefertigt. Sie bestehen zwar aus 100 Prozent Polyester, fühlen sich jedoch aufgrund des sogenannten „Cottonfeel“ wie Baumwolle an. Auch das Material der Hosen ist form- und farbstabil und lässt sich problemlos mit Desinfektionsmittel waschen. Eine unkomplizierte Wäsche und Pflege ist von großer Bedeutung für die PSA Rettungsdienstkleidung.

Bei der Bekleidung für den Rettungsdienst gibt es Farbvorgaben, die unter
DIN EN 471 genormt sind. Ziel dieser farblichen Vorgaben ist es, dass eine Warnwirkung der Klasse 2 erzielt wird. Es gibt demzufolge die Farbkombinationen Rot/Leuchtgelb, Marine/Leuchtgelb, Marine/Leuchtrot, Grau/Leuchtrot und Grau/Rot. Manche Kleidungsstücke sind zusätzlich mit einem silbernen Reflexstreifen gekennzeichnet.

Was gehört noch zur Ausstattung von Rettungskräften?

Rettungsdienstkleidung besteht aber nicht nur aus Jacke und Hose. Da die Rettungskräfte in besonderer Weise Gefahr laufen, sich mit verschiedenen Erregern zu infizieren, kommt auch den Handschuhen eine große Bedeutung zu. Diese sind nicht nur für den Eigen-, sondern auch für den Patientenschutz wichtig. Weitere Bestandteile der Rettungskleidung sind FFP2-Masken, Kopfbedeckungen, Schutzbrillen, Überschuhe sowie Schutzkittel.

Krankenkraftwagen

Für Krankenkraftwagen gilt EU-weit die Norm EN 1789 für Konstruktion, Betriebsverhalten, Ausrüstung und Prüfmethoden von Krankenkraftwagen. Im Einzelnen sind dies

  • Typ A1 und A2 für Krankentransportwagen
  • Typ B für Notfallkrankenwagen sowie
  • Typ C für Rettungswagen

Die drei Kategorien unterscheiden sich hinsichtlich des Umfangs der medizinischen Behandlung, die im jeweiligen Fahrzeug möglich sind. So muss Typ B für eine Erstversorgung und Überwachung ausgerüstet sein. Typ C hingegen muss für eine erweiterte Behandlung und Überwachung in Übereinstimmung mit den derzeitigen Anforderungen an die präklinische Notfallmedizin zur Verfügung stehen. Diese Differenzen im Hinblick auf den Versorgungsstandard bedeuten unter anderem im Einzelnen:

  • Typ B verfügt über einen kleineren Krankenraum als Typ C.
  • Typ C verfügt über einen Mindest-Behandlungsraum für eine erweiterte Behandlung, was bei Typ B nicht der Fall ist.
  • Die Krankentrage muss bei Typ C von beiden Seiten aus zugänglich sein, während dies bei Typ B nicht vorgeschrieben ist.
  • Typ C ist technisch reicher ausgestattet. So verfügt Typ C im Gegensatz zu Typ B beispielsweise über Intubationsmaterial.
  • Um Fehlinterpretationen auszuschließen, darf nur Typ C als „Rettungswagen“ bezeichnet werden.

Zur Versorgung von Notfallpatienten werden in Deutschland daher vorrangig Fahrzeuge vom Typ C (Rettungswagen) eingesetzt.

© Fachdozent | Pixabay

Bei einem Rettungseinsatz muss jeder genau seine Aufgaben kennen.

Doch nicht nur die Anforderungen an die Fahrzeuge sind per Normen geregelt, auch die sogenannten „technischen Dienste“ bedürfen einer Regelung. Hier gibt es zwischen Ländern und Regionen hinsichtlich des Bedarfs und der Belastbarkeit Unterschiede. Während z. B. Deutschland über eine hohe Krankenhausdichte und ein gut strukturiertes notarztbasiertes Versorgungssystem verfügt, sind die Gegebenheiten in skandinavischen Ländern völlig anders. Hier müssen oft Entfernungen von über 100 Kilometern ins nächste Krankenhaus zurückgelegt werden; und auch die Dichte an Notärzten ist bei Weitem nicht so groß wie hierzulande. So ist deren Zuziehung in nordischen Ländern im Gegensatz zu Deutschland nicht obligatorisch. Dafür brauchen die eingesetzten Rettungskräfte andere Ausrüstungen, Strategien und Ausbildungen als hierzulande. Dies betrifft unter anderem die klimatischen Bedingungen, die eine höhere Leistungsfähigkeit sowie eine umfangreichere technische Ausstattung der Fahrzeuge erfordert.

Wie funktioniert das Rettungswesen?

Nicht selten treffen an einem Einsatzort verschiedene Rettungskräfte aufeinander, die sich nicht kennen. Dann ist die Aufgabenverteilung oft nicht klar: Für welche Aufgaben ist der Notfallsanitäter zuständig, wofür der Rettungssanitäter, für welche der Rettungsassistent? Bei fehlender oder mangelhafter Absprache ist der Erfolg des Einsatzes gefährdet.

Deshalb muss das Rettungsteam gleich zu Dienstbeginn klären, wer welche Aufgaben übernehmen soll. Die Einteilung ergibt sich oft aufgrund der Qualifikation der einzelnen Mitarbeiter. So kümmert sich ein Rettungssanitäter um die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs. Dazu gehört die Kontrolle auf mögliche Schäden ebenso wie die der Tankfüllung. Ein Rettungsassistent hingegen ist für die Durchführung der erforderlichen Tests und die Vollständigkeit der Ausrüstung verantwortlich. Nur wenn jeder im Team seinen Platz kennt – ob im Rettungsfahrzeug oder an der Einsatzstelle – ist ein Erfolg des Rettungseinsatzes gewährleistet.